Ein Miteinbezug der mannigfaltigen Komponenten, aus denen die Terrassen gebaut sind (masiere, klancići, etc.), ist massgebend für die Erhaltung des historischen Erbes in ländlichen Gegenden zur Verbesserung des Lebensraums sowie der Bewahrung der Identität des Einzelnen als auch der Gemeinschaft. Die Kulturlandschaft soll nicht nur wegen ihres kulturellen Wertes geschützt werden, sondern muss auch aktiv in den ‚Produktionszyklus‘ eingebunden werden. Tourismus und Erholung sollten harmonieren mit der Agrikultur, so dass die wirtschaftliche Entwicklung Hand in Hand geht mit dem Schutz der Umwelt.IMG_7027

Die Schwierigkeiten, die es zu überwunden gilt, um den Lebensraum zu schützen und zu verbessern, sind eng gekoppelt mit der Art und Vorgehensweise dieses Schutzprojekts. Die Rekultivierung des Gebiets sollte wirtschaftlichen Nutzen bringen, was sich aber durch den Mangel an Arbeitskräften, beschränkte Mechanisierung der Arbeitsabläufe, kleine Anbauflächen und die Landzerstückelung schwierig gestaltet. Diesen Schwierigkeiten kann man begegnen, indem man sich auf die Produktion von einheimischen Qualitätsprodukten konzentriert, was heute schon teilweise stattfindet.

Cres verfügt bereits über ein landwirtschaftliches Kapital – hauptsächlich dem Olivenöl, mit schwankenden jährlichen Erträgen. Im Jahr 2012 etwa wurden mit 150 Mitarbeitern 600 Tonnen produziert. Eine vorrangige Aufgabe ist es, den Olivenanbau zu schützen, der massgeblich als Bezugspunkt für das Landschaftsbild mit den Terrassen und Zugangsstrassen zu den Olivenhainen und den Reiseprogrammen der Touristen gilt.DSC01685

Die geplanten Ziele können durch folgende Ideen und Vorschläge erreicht werden:

  • Ausbau und Unterstützung bereits aktiver Institutionen, um eine grössere Mitwirkung zu erreichen und den Wissenstand über den Nutzen aus diesem Sektor und über die Produktqualität zu verbreiten.
  • Gründung von Pilotzonen an verschiedenen Orten der grössten Olivenhaine, die das Stadtzentrum umgeben. Versuche mit neuen landwirtschaftlichen Arbeitsprozessen und Massnahmen zur Verbesserung der theoretischen und praktischen Kenntnisse könnten in jeder Hinsicht (Tourismus, Kultur, Landwirtschaft) zu einer Aufwertung der Umgebung von Cres führen. Vor allem die Terrassen müssen in den Verzeichnissen von bereits geschützten Komponenten des Kulturerbes aufgenommen werden.
  • Er wäre erstrebenswert, ein lokales Zentrum zu gründen, dessen Hauptaufgabe der Schutz der Bodenressourcen im Allgemeinen und der Terrassen insbesondere ist. Es ist äusserst wichtig, gründliche historische und geographische Studien durchzuführen sowie bodenkundliche Untersuchungen zur Feststellung der Bodenqualität anzustellen, um herauszufinden wie man Oliven- und andere Baumkulturen kombinieren könnte.
  • Es sollten Lehrkurse lanciert werden, die über die Komplexität der Steinstrukturen (Mauern, Terrassen, Strassen, etc.) aufklären, um verlorenes Wissen aufzufrischen bzw. neue Kenntnisse zu gewinnen.
  • Eine weise Strategie für die Instandhaltung der terrassierten Gebiete wäre, Gewinne aus dem Tourismus zur finanziellen Hilfe der Bauern zu verwenden. Man könnte Wettbewerbe organisieren und die besten Arbeiten, Reparaturen oder Neubauten von Terrassen mit Preisen prämieren.
  • Touristenpfade sollten vermehrt angelegt und mit Wegweisern versehen werden. Generell sollte die Infrastruktur überall weiter verbessert werden, wo es nötig ist. Wanderungen und Ausflüge in die Terrassengebiete sollten organisiert werden zur Bewusstseinssteigerung und um die Landschaft näher kennen zu lernen.IMG_7014
  • Kulturelle Veranstaltungen in besonders reizvollen, terrassierten Gelände würden einen attraktiven Beitrag dazu leisten. Solche Events könnten kombiniert werden mit Degustationen von lokalen Produkten, Einführung in die lokale Küche und Pflanzenwelt sowie der Bekanntmachung von historischen Publikationen, etc.
  • Es ist wichtig, alle Kraft einzusetzen, um vernachlässigte oder aufgegebene, früher kultivierte Gebiete wieder instand zu setzen und nutzbar zu machen, indem man wild gewachsenes Buschwerk und Bäume zurückschneidet oder entfernt und die benachbarten Wege und Mauern repariert.

Eine grundsätzliche Voraussetzung, die oben aufgezählten Massnahmen zu verwirklichen, ist, dass öffentliche und private Institutionen auf allen Ebenen zusammenarbeiten, um das Projekt zu realisieren. An erster Stellte sollte die Stadt Cres (Grad Cres) und die Küsten- und Bergregion (Primorsko – Goranska Županija) die Initiative ergreifen, und später, wenn erste Ziele erreicht wurden, sollte die Republik Kroatien Unterstützung bieten.

Um in den Genuss von Geldmitteln aus der EU zu kommen, muss zumindest mal teilweise mit den Restaurationsarbeiten begonnen werden, um zu demonstrieren, dass das Projekt verwirklicht werden kann. Auf europäischer Ebene werden für den Umweltschutz bedeutende Programme (Patter, Terrics, Alpter) eingesetzt, teils auch zur Schaffung von künstlichem Siedlungsraum, d.h. für besonders kosten- und arbeitsintensive Projekte.

Das langfristige Ziel ist, die Landschaft um Cres als ‚ausserordentliches Beispiel für das Zusammenspiel von Mensch und Umwelt‘ anzuerkennen und in das UNESCO-Welterbe aufzunehmen. Ein erster Schritt dazu ist die Aufnahme in das provisorische kroatische Verzeichnis (‚tentative list‘) als Bestandteil von schützenswerten Stätten, so wie sie der UNESCO von allen Staaten künftig vorgeschlagen werden.

Schlussbetrachtung: Wenn nichts oder nur wenig von unseren Vorschlägen realisiert würde, was könnte Cres selber dafür tun, dass diese einzigartigen und interessanten Werte in den Erinnerungen der Inselbesucher eingeprägt verbleiben? Ein schmaler Streifen Strand und eine Unzahl von Häusern und Villen, die sich von Melin bis Grabar erstrecken? Welchen Eindruck kann eine Landschaft hinterlassen, welche aus 50-60% Wald besteht, die die Stadt umgibt? Nicht kultiviertes Land um Cres wird in einer Zeitspanne von 15- 20 Jahren überwuchert sein von wilden Bäumen und Büschen (Macchie), und in 20-25 Jahren von Kiefern. Es dauert 25 Jahre bis Olivenhaine von Steineichen (Quercus ilex) und Hainbuchen (Ostria carpinofolia) übernommen werden.

In diesem, hoffentlich nie eintretenden Stadium hätte Cres seine Identität vollkommen verloren. Die Insel würde aussehen wie irgendeine Gegend am Meer in der gemässigten Klimazone. Die Zerstörung und Vernachlässigung der Landschaft würde einen enormen negativen Einfluss auf die Ästhetik und die Lebensqualität der Bewohner sowie der Qualität des Tourismus ausüben. Die unverwechselbare, einzigartige und natürliche Umgebung, die Früchte der Kultur und harten Arbeit der Einwohner von Cres über Jahrhunderte wäre verloren.

   Panorama 1958

Panorama 2014

Panorama 2014